Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Sie legen unterirdische Baue in sandigem beziehungsweise lockerem Boden an, diese können bis zu drei Meter tief und 45 Meter lang sein. Rund um diese Röhren liegt ihr Revier. Die Reviergrenzen werden deutlich durch Urin und Kot von Männchen und Weibchen markiert. Wildkaninchen sind dämmerungsaktive Tiere, manchmal kann man sie allerdings beim Sonnenbaden am frühen Morgen beobachten. Bei Gefahr können Kaninchen laut pfeifen und klopfen mit den Hinterläufen auf die Erde (sie trommeln). Mit diesem Klopfen signalisieren sie auch den noch im Bau befindlichen oder dahin geflüchteten Jungen, dass eine drohende Gefahr noch nicht vorüber ist.
Kaninchen verlassen vorzugsweise in der Dämmerung ihren Bau, um Nahrung aufzunehmen. Sie sind relativ reviertreu und bleiben meist in ihren Sippen. Jungtiere und Weibchen anderer Gruppen werden mitunter in die Sippe aufgenommen, Geschlechtsreife Rammler dagegen werden sofort angegriffen und vertrieben. Um eine höhere Rangposition innerhalb der Sippe zu erlangen werden auch Kämpfe innerhalb dieser ausgetragen, um das eigene Revier oder den eigenen Bau zu verteidigen.
Rammler und Häsin leben gemeinschaftlich in einem Bau, sie schlafen zusammen und gehen gemeinsam auf Futtersuche. Jedoch sind die Rammler nicht immer treu und beglücken gern auch andere Weibchen. Die Rangordnung innerhalb des Baues wird häufig von den Weibchen festgelegt.
Weibliche Kaninchen haben keinen regelmäßigen Sexualzyklus. Saisonal und individuell kann der Zyklus stark variieren. Meist wechseln sich sieben bis zehn fruchtbare Tage mit ein bis zwei unfruchtbaren Tagen ab. Während der fruchtbaren Zeit kann es jederzeit durch den Deckakt zu Eisprüngen kommen. Während des Deckens werden über einen Reflex Hormone freigesetzt, die nach etwa zwölf Stunden die Eisprünge (Ovulation) auslösen. Durch diesen Mechanismus treffen die Spermien stets auf frische Eizellen. Die Paarungszeit hängt vom Verbreitungsgebiet ab, in Spanien liegt sie zwischen Herbst und Frühling, in Mitteleuropa zwischen Februar und Juli, auf der Südhalbkugel in der anderen Jahreshälfte. Die Vermehrungsrate ist enorm, das Weibchen kann fünf bis sieben Würfe pro Jahr austragen, die Tragzeit beträgt zwischen vier und fünf Wochen und die Wurfgröße durchschnittlich fünf bis sechs, in Ausnahmefällen bis zu neun Jungtiere. Zur Geburt legt das Weibchen einen eigenen Bau abseits vom Gemeinschaftsbau, die so genannte Setzröhre. Es verschließt die Röhre mit Gras und Blättern und scharrt Erde darüber. Neugeborene sind nackt und blind und wiegen rund 40 bis 50 Gramm. Nach zehn Tagen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen verlassen sie erstmals die Setzröhre und nach vier Wochen werden sie entwöhnt. Wenn sie auch schon früher geschlechtsreif werden, so pflanzen sich die meisten Tiere erstmals in ihrem zweiten Lebensjahr fort.
Die Lebenserwartung liegt bei maximal neun Jahren, viele Tiere sterben aber schon in ihrem ersten Lebensjahr beziehungsweise überleben den ersten Winter nicht. Meist fallen sie bei uns wildernden Katzen und Hunden zum Opfer oder verhungern.
Zu den natürlichen Feinden der Kaninchen zählen der Rotfuchs, Greifvögel, Eulen, Marder, Wiesel, Iltis und das Hermelin.
Wildkaninchen sind ein beliebtes Jagdwild und werden leider auch heute noch in Tierversuchen eingesetzt. Sie wurden auch unbedacht in vielen Regionen eingeführt, wo sie sich beträchtlich ausbreiteten und vielfach zur Plage wurden. Sie gefährden als Neozoon die einheimische Fauna, zum Beispiel in Australien. Bei massenhaftem Auftreten verursachen sie erhebliche Wildschäden, indem sie Jungpflanzen, Sträucher und Feldfrüchte verbeißen. Durch künstlich induzierte Krankheiten und Bejagung wird versucht, den Bestand in Grenzen zu halten.
Wildkaninchen leben vor allem noch in Wäldern, Parks, Gärten und Friedhöfen. Sie sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern und Kräutern und bei Bedarf von Rinde und Zweigen ernähren.
Unser heutiges Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens.