Beschreibung, Herkunft und Rassen

Kaninchen gehören zur Ordnung der Lagomorpha = Hasenartige = Doppelzähner, Familie Leporidae (Hasen), Gattung: Oryctolagus cuniculus, Art: europäisches Wildkaninchen und sind keine Nagetiere.

Unsere heutigen Hauskaninchen stammen vom europäischen Wildkaninchen ab, welche ursprünglich auf der iberischen Halbinsel (Spanien) beheimatet waren. So leitet sich der Name „Spanien" vom Phönizischen „Land der Schliefer“ ab, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie für die ihnen aus Afrika bekannten Schliefer hielten und kurz Ishapan nannten. Später ernannten die Römer es dann von "Ishaban" zu "Hispania" und daraus wurde mit der Zeit dann "Espana" also das heutige Spanien.

Bereits in der Antike wurde das Wildkaninchen in Italien und Nordwestafrika eingebürgert und im Mittelalter nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit dann nach Deutschland sowie auf viele Inseln in allen Ozeanen. Heute leben die Wildkaninchen in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien und in Finnland. Im 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien (1859) und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika, Nord- und Südamerika eingebürgert.

Wildkaninchen haben ein graubraunes Fell. Im Gegensatz zum Feldhasen hat es relativ kurze Ohren (Löffel, 6-8 cm), ist mit 1 - 2,2kg deutlich zierlicher und hat kürzere Hinterbeine. Die Gesamtlänge liegt zwischen 35 und 45 Zentimetern. 

In freier Wildbahn

Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Sie legen unterirdische Baue in sandigem beziehungsweise lockerem Boden an, diese können bis zu drei Meter tief und 45 Meter lang sein. Rund um diese Röhren liegt ihr Revier. Die Reviergrenzen werden deutlich durch Urin und Kot von Männchen und Weibchen markiert. Wildkaninchen sind dämmerungsaktive Tiere, manchmal kann man sie allerdings beim Sonnenbaden am frühen Morgen beobachten. Bei Gefahr können Kaninchen laut pfeifen und klopfen mit den Hinterläufen auf die Erde (sie trommeln). Mit diesem Klopfen signalisieren sie auch den noch im Bau befindlichen oder dahin geflüchteten Jungen, dass eine drohende Gefahr noch nicht vorüber ist.

Kaninchen verlassen vorzugsweise in der Dämmerung ihren Bau, um Nahrung aufzunehmen. Sie sind relativ reviertreu und bleiben meist in ihren Sippen. Jungtiere und Weibchen anderer Gruppen werden mitunter in die Sippe aufgenommen, Geschlechtsreife Rammler dagegen werden sofort angegriffen und vertrieben. Um eine höhere Rangposition innerhalb der Sippe zu erlangen werden auch Kämpfe innerhalb dieser ausgetragen, um das eigene Revier oder den eigenen Bau zu verteidigen.

Rammler und Häsin leben gemeinschaftlich in einem Bau, sie schlafen zusammen und gehen gemeinsam auf Futtersuche. Jedoch sind die Rammler nicht immer treu und beglücken gern auch andere Weibchen. Die Rangordnung innerhalb des Baues wird häufig von den Weibchen festgelegt.

Weibliche Kaninchen haben keinen regelmäßigen Sexualzyklus. Saisonal und individuell kann der Zyklus stark variieren. Meist wechseln sich sieben bis zehn fruchtbare Tage mit ein bis zwei unfruchtbaren Tagen ab. Während der fruchtbaren Zeit kann es jederzeit durch den Deckakt zu Eisprüngen kommen. Während des Deckens werden über einen Reflex Hormone freigesetzt, die nach etwa zwölf Stunden die Eisprünge (Ovulation) auslösen. Durch diesen Mechanismus treffen die Spermien stets auf frische Eizellen. Die Paarungszeit hängt vom Verbreitungsgebiet ab, in Spanien liegt sie zwischen Herbst und Frühling, in Mitteleuropa zwischen Februar und Juli, auf der Südhalbkugel in der anderen Jahreshälfte. Die Vermehrungsrate ist enorm, das Weibchen kann fünf bis sieben Würfe pro Jahr austragen, die Tragzeit beträgt zwischen vier und fünf Wochen und die Wurfgröße durchschnittlich fünf bis sechs, in Ausnahmefällen bis zu neun Jungtiere. Zur Geburt legt das Weibchen einen eigenen Bau abseits vom Gemeinschaftsbau, die so genannte Setzröhre. Es verschließt die Röhre mit Gras und Blättern und scharrt Erde darüber. Neugeborene sind nackt und blind und wiegen rund 40 bis 50 Gramm. Nach zehn Tagen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen verlassen sie erstmals die Setzröhre und nach vier Wochen werden sie entwöhnt. Wenn sie auch schon früher geschlechtsreif werden, so pflanzen sich die meisten Tiere erstmals in ihrem zweiten Lebensjahr fort.

Die Lebenserwartung liegt bei maximal neun Jahren, viele Tiere sterben aber schon in ihrem ersten Lebensjahr beziehungsweise überleben den ersten Winter nicht. Meist fallen sie bei uns wildernden Katzen und Hunden zum Opfer oder verhungern.

Zu den natürlichen Feinden der Kaninchen zählen der Rotfuchs, Greifvögel, Eulen, Marder, Wiesel, Iltis und das Hermelin.

Wildkaninchen sind ein beliebtes Jagdwild und werden leider auch heute noch in Tierversuchen eingesetzt. Sie wurden auch unbedacht in vielen Regionen eingeführt, wo sie sich beträchtlich ausbreiteten und vielfach zur Plage wurden. Sie gefährden als Neozoon die einheimische Fauna, zum Beispiel in Australien. Bei massenhaftem Auftreten verursachen sie erhebliche Wildschäden, indem sie Jungpflanzen, Sträucher und Feldfrüchte verbeißen. Durch künstlich induzierte Krankheiten und Bejagung wird versucht, den Bestand in Grenzen zu halten.

Wildkaninchen leben vor allem noch in Wäldern, Parks, Gärten und Friedhöfen. Sie sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern und Kräutern und bei Bedarf von Rinde und Zweigen ernähren.

Unser heutiges Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens.

Hauskaninchen

Im frühen Mittelalter erbrachten die französischen Mönche und Nonnen eine bemerkenswerte Leistung, Sie züchteten mit besonders ruhigen Wildkaninchen ein Haustier. Es war ein Tier für die mittlere Schicht des Volkes, es war sehr leicht zu ernähren, brauchte nicht viel Platz und lieferte Fleisch und Fell.

Bald wurden schon die ersten Rassen und Farbschläge herangezüchtet. Eins der ersten Rassekaninchen war das Holländer Kaninchen. Die inzwischen kleinsten unter Ihnen sind die Farbenzwerge, welche es in unzähligen Farbschlägen gibt. Eine ebenso zahlreiche Menge gibt es inzwischen an mittleren und großen Rassen. Zu den größten seiner Art zählt der Deutsche Riese mit einem Gewicht bis zu 10kg!

Alle Widderkaninchen, seien es die Großwidder, die Kleinwidderkaninchen oder eben unsere Widderzwerge, gehen auf Urformen zurück, die zu beginn des 19. Jahrhunderts in England und Frankreich zum ersten Male auftauchten und denen seit dieser Zeit großes züchterisches Interesse entgegen gebracht wurde.

Die englischen "lops", wurden zum ersten Mal 1810 züchterisch in England erwähnt und 1854 in Frankreich in einem Handbuch für Kaninchenzüchter. Dort waren sie hauptsächlich in der Normandie vertreten und gelangten im Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Krieg nach Deutschland, weshalb sie zwischenzeitlich auch als "Französische Widder" bezeichnet wurden.

Zunächst wurde es wieder still um die Widderzwerge, da man der Meinung war, dass hier eine Zwergenzucht nicht gelingen würde. Inzwischen gibt es sie durch die gute züchterische Vorarbeit in den verschiedensten Gewichtsklassen und Farbschlägen und so wurde diese Rasse bereits 1973 in Deutschland anerkannt.

2008 fielen uns Schlappohren mit weißen Ohren auf. Diese Zeichnungsform war uns bisher unbekannt und ist auch in der Fachliteratur bis heute nicht beschrieben. Dank der Vorarbeit einiger weniger, aber zielstrebiger Vereinszüchter wurde diese Zeichnungsart bereits in mehreren Rassen gefestigt, so auch bei den Zwergwiddern und NHD. Es wir vermutet, dass es sich hierbei um ein Scheckungs - Gen handelt, welches zufällig aufgrund einer Spontanmutation aufgetreten ist und sich daraus ein Lokalschlag entwickelt hat. Wir haben uns sofort in diesen Farbschlag verliebt, weil diese Zeichnungsart den Schlappohren ein ganz besonderes Aussehen wie Clowns oder Harlekine verleiht. Auch Ihr Charakter ist besonders Vorwitzig wie wir finden, wobei Sie nicht die so gutmütigen Eigenschaften der Zwergwidder und NHD vermissen lassen. Wir freuen uns deshalb umso mehr nun eine Zuchtgruppe der Weißohren bei uns zu haben.

Der Begriff Zwergkaninchen trifft für alle Kaninchen die bis 3kg wiegen zu. Mit der Zucht der Hauskaninchen wurden die possierlichen Tiere auch ein beliebtes Heimtier und als dieses nicht mehr weg zu denken Bei artgerechter Haltung und Fütterung sind sie eine Bereicherung für alle Kaninchenfreunde.